In Berlin-Marienfelde ist ein Kita-Projekt in einem denkmalgeschützten Schwimmbad entstanden. 1905 als Kloster, nach den Plänen von Josef Lückerath erbaut und nach dessen Schließung, 1974, zum Schwimmbad umfunktioniert, toben heute 100 Kinder durch diesen außergewöhnlichen Ort. Im Jahr 2014 musste das Bewegungsbad Marienfelde seine Tore schließen. Daraufhin stand die Immobilie jahrelang leer, bis der Träger hisa gGmbH die Idee entwickelte, den Standort als Kita wieder zu beleben. Nach fast zweijähriger Planungs- und neunmonatiger Bauzeit – die eng mit der Landesdenkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde, Schallschutz- und Brandschutzplaner*innen abgestimmt wurden – öffnete die Kita im Oktober 2020 ihr Türen. Der Badespaß kann beginnen!
Bauherr*in — hisa gGmbH
Größe — 950 qm für 100 Kinder
Leistungen — LPH 1-8, Innenraumgestaltung, Förderantrag
Fertigstellung — 10/2020
Ort — Berlin
Fotograf*in — HEJM
Die neuen Räume sollen die Kinder genauso zu Bewegung, Spiel und Spaß anregen, wie es das Schwimmbad vermochte. Die Kinder dürfen sich in der gesamten Kita frei bewegen. Die pädagogische Arbeit orientiert sich am Situationsansatz, bei dem die Kinder zu selbstständigem Handeln motiviert werden. Die Worte von Maria Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun“ sind der Leitsatz der Kita. Das Bad verfügte über eine zentrale, große Schwimmhalle und zwei flankierende Seitenflügel, in denen sich die Umkleideräume, Duschen und ein Saunabereich befanden. Beide Stirnseiten der Haupthalle schmücken aufwendig gestaltete Mosaikwände, die im Zuge des Umbaus zur Kita erhalten werden sollten.
Überbaut ist die Höhle mit einem farblich abgestimmten Bodengitter sodass eine gute Belüftung und Belichtung gegeben ist. In der Spielhöhle selbst gibt es Polster, Kissen und aufblasbare Schwimmtiere. Die Unterwasserwelt ist zu dem zentralen und besonderen Ort der Kita geworden. Alle eingebauten Geländer an Tiefebenen oder der Rutschstange sind aus Edelstahl gefertigt und in ihrer charakteristisch abgerundeten Form an die in einem Schwimmbad angelehnt.
Das ehemalige Schwimmbecken wurde mit einem Holzständerwerk überbaut, um den gut belichteten Raum darüber nutzbar zu machen. Mittig im ehemaligen Becken entstand eine unterirdische Spielhöhle, in die die Kinder über eine neu eingebaute Rutschstange oder Rutsche neben der Treppe eintauchen können. Im Zusammenspiel mit den türkisblauen Fliesen des alten Beckenboden entsteht eine Unterwasserwelt für Kinder. Wird dann die Rutschstange, welche durch ein Geländer mit Tor gesichert wird, von den Erzieher*innen zum Spiel freigegeben, entsteht eine Atmosphäre, die dem ehemaligen Schwimmbad alle Ehre erweist.
In allen Gruppenräumen wurden im Bereich des ehemaligen Beckens sogenannte Tiefebenen geschaffen. Hier wurde der Boden abgesenkt, so dass eine tieferliegende Spielebene, als auch Staufläche im ehemaligen Beckenraum entstand. Auch hier sind die Originalfliesen des Beckens in Teilen sichtbar. Natürlichkeit der Materialien ist eines der Hauptmerkmale dieses Kitaausbaus: geölte Holzpodeste, Einbauten und multifunktionale Elemente bieten für Kinder genügend Spiel- und Bewegungsangebote, um mit sehr wenig zusätzlichem Spielzeug auszukommen.
In der Längsachse gibt der mittig verlaufende Flur den Blick auf beide Mosaikwände frei. Auch in der Querachse kann der Blick ebenfalls durchgängig von Fensterfront zu Fensterfront gehen. In dessen Mitte steht noch das ehemalige vollverglaste Bademeisterhäuschen, das zum Bällebad umfunktioniert wurde und in dem viele Originalelemente wie die Beschilderung und einige alte Aufkleber bewahrt wurden. Eine Podestlandschaft mit eingelassenem Bällebad und transparenten Bälle lässt das Gefühl eines Bades in wilder Gischt entstehen.
Im neuen Garderobenbereich und allen Bädern wurde der orangebraune Farbton der Originalfliesen im Farbkonzept aufgenommen und durch ein kräftiges Violett als Akzentpfarbe ergänzt. Auch in diesen Bereichen wurden die originalen Beschilderungen erhalten. Die neuen Kugelleuchten und Wasserbälle dienen ebenfalls als unterstützende Elemente, um das Flair des Schwimmbads aufleben zu lassen.
Die Fliesenmosaike in der Haupthalle und die darum verbauten Akustik-Lochfliesen wurden mit großflächigen Glasscheiben geschützt. Eine zusätzliche Herausforderung war es die Akustik-Lochfliesen zu erhalten. Da die Dämmwolle hinter den Akustik-Lochfliesen schadstoffbelastet ist, die Fliesen aber als Anforderung der Denkmalschutzbehörde trotzdem vollständig sichtbar bleiben sollten, wurde der Einbau einer luftdichten Glashülle erforderlich.
Die Gestaltung berücksichtigt die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder in ihren jeweiligen Altersklassen und Entwicklungsstufen. Unebenheiten und Hindernisse lassen die verschiedenen Bodenbeläge zu Herausforderungen für die Kleinsten werden. Dabei werden erste motorische Fähigkeiten geschult. Die Original-Startblöcke des ehemaligen Schwimmbades dienen im Aussenraum als Spielelemente. Vor dem Eingangsbereich wird so gleich zu Beginn an das Bewegungsbad erinnert.